Ausländische Computer-Experten können ab sofort in Bayern
arbeiten. Das bayerische Kabinett beschloss am Dienstag dafür
die so genannte Blue Card. Der Freistaat geht damit als erstes
Bundesland einen Sonderweg.
Über die Green-Card-Verordnung des Bundes zur Anwerbung von
Computer-Experten aus Nicht-EU-Staaten wird erst am 14. Juli im
Bundesrat abgestimmt. Bayerns Innenminister Günther Beckstein
(CSU) kündigte an, der Freistaat werde die Verordnung ablehnen.
Beckstein sagte, das Blue-Card-Konzept erlaube auf der
Grundlage des bestehenden Rechts flexiblere Lösungen als die
Green Card. Anders als die auf Computer-Fachleute beschränkte
Green Card könne die Blue Card auch für weitere Berufe greifen,
in denen die Verwaltung einen Arbeitskräftemangel feststellt.
Das bayerische Modell sieht eine Aufenthaltsgenehmigung vor,
deren Dauer sich nach der Laufzeit des Arbeitsvertrags richtet.
Bei der Green Card erfolgt die Zulassung für fünf Jahre, während
der der Arbeitgeber gewechselt werden kann.
Für die Blue Card-Initiative erntete die CSU Beifall von der
Schwesterpartei CDU sowie von SPD und Grünen. Der
innenpolitische Sprecher der SPD, Dieter Wiefelspütz, sagte der
"Welt": "Es kann jetzt zu einem Wettbewerb dazu kommen, welche
Lösung besser ist: Die Green Card oder die Blue Card."
Die bayerische CSU-Regierung verabschiedete zudem Eckpunkte
zur Begrenzung der Zuwanderung nach Deutschland. Danach soll das
Grundrecht auf Asyl durch eine "institutionelle Garantie"
ersetzt und Asylbewerber innerhalb der EU auf die einzelnen
Mitgliedsstaaten verteilt werden. "Längerfristig in erheblichem
Umfang" Sozialhilfe beziehende Ausländer sollten konsequent
ausgewiesen werden. Zuwanderung soll Selbständigen gestattet
werden, die rund eine Million Euro investieren und mindestens
zehn Arbeitsplätze schaffen.
Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) erwägt unterdessen eine
Kompetenzerweiterung für das Bundesamt für die Anerkennung
ausländischer Flüchtlinge in Zirndorf bei Nürnberg. "Die
Zielsetzung muss sein, dass politisch Verfolgte Asyl erhalten,
dass aber zugleich Zuwanderung gesteuert und begrenzt werden
kann", sagte Schily dem Bonner "General-Anzeiger"
(Mittwochsausgabe).
Bundespräsident Johannes Rau habe mit seiner Mahnung recht,
dass die humanitären Verpflichtungen gegenüber Verfolgten nicht
aufgegeben werden dürften, betonte Schily. "Es gibt allerdings
de facto eine Verknüpfung des Asylproblems mit der Zuwanderung,
denn über das Asylverfahren findet Zuwanderung in großem Umfang
statt, und zwar von Menschen, die kein Asylrecht haben." Ein
Ansatz zur Lösung des Problems könnten erweiterte
Zuständigkeiten für das Bundesamt sein.
Kritik an den jüngsten Äußerungen von Rau zum Thema
Einwanderung kam von der CSU. Landesgruppen-Chef Michael Glos
sagte in Berlin, Rau sei dabei, durch seine parteipolitisch
gefärbten Äußerungen die öffentliche Meinung in eine bestimmte
Richtung zu prägen. Rau hatte sich dagegen ausgesprochen, im
Zusammenhang mit der Einwanderungsdebatte das Grundrecht auf
Asyl zu verändern. (dpa/fs)